Google verklagt SerpApi wegen illegalen Web-Scrapings

San Francisco, 19. Dezember 2025 – Google hat am Freitag eine Klage gegen das Web-Scraping-Unternehmen SerpApi im US-Bezirksgericht für den nördlichen Bezirk von Kalifornien eingereicht. Die Beschwerde wirft SerpApi vor, technische Sicherheitsmassnahmen zu umgehen, um urheberrechtlich geschützte Inhalte aus Google-Suchergebnissen zu extrahieren und anschliessend gewinnbringend weiterzuverkaufen.

Die Vorwürfe Googles

Nach Darstellung Googles nutzt SerpApi verschiedene Methoden, um die Sicherheitsschutzmassnahmen des Unternehmens zu obwinden. Diese sogenannten „dubiosen Hintertüren“ werden im Klageverfahren wie folgt dokumentiert:

Technische Umgehungsmethoden:

  • Verschleierung der Crawler-Identität zur Umgehung von Erkennungssystemen
  • Einsatz grossflächiger Bot-Netzwerke zur Inhaltsextraktion
  • Verwendung sich ständig ändernder Crawler-Namen, um Blockierungsmechanismen zu vermeiden
  • Massenhafte Extraktion und Weiterverkauf von lizenzierten Inhalten

Google betont, dass dieses unlawful activity im vergangenen Jahr dramatisch zugenommen habe. Das Unternehmen argumentiert, dass SerpApi speziell Inhalte extrahiert, die Google von anderen lizenziert – beispielsweise Bilder in Knowledge Panels und Echtzeitdaten in Suchfunktionen – und diese dann gegen Gebühr weiterverkauft.

Rechtliche Grundlagen der Klage

Die Klage basiert auf mehreren rechtlichen Grundlagen, wobei das zentrale Argument die Verletzung des Digital Millennium Copyright Act (DMCA) ist. Insbesondere macht Google geltend, dass SerpApi:

  • Technische Schutzmassnahmen nach dem DMCA umgeht
  • Technologien zur Umgehung dieser Schutzmassnahmen entwickelt und anbietet
  • Geistiges Eigentum und Nutzungsrechte dritter Parteien verletzt
  • Die ausdrücklichen Richtlinien von Website-Betreibern und Rechteinhabern ignoriert

Google betont in seiner Beschwerde, dass das Unternehmen selbst die branchenüblichen Crawling-Protokolle befolgt und die Richtlinien von Websites – beispielsweise robots.txt-Dateien – respektiert. SerpApi hingegen würde diese Direktiven gezielt umgehen und Websites damit ihrer Kontrollmöglichkeiten berauben.

Geforderte Schadensersatzbeträge und Massnahmen

Google fordert vom Gericht mehrere Formen von Abhilfe:

Injunktive Verfügungen: Google beantragt eine einstweilige Verfügung, die SerpApi und verbundene Parteien verbietet, Googles technische Schutzvorrichtungen zu umgehen oder Werkzeuge zu entwickeln, die diese Umgehung ermöglichen.

Zerstörung von Technologie: Eine gerichtliche Anordnung zur Vernichtung aller Technologien und Geräte, die in die DMCA-Verletzungen verwickelt sind.

Schadensersatz: Google kann nach DMCA zwischen zwei Optionen wählen:

  • Gesetzlich vorgesehene Schadensersatzbeiträge von mindestens 200 bis maximal 2.500 Dollar pro Violation für jeden Akt der Umgehung oder des Verkehrs mit Umgehungstechnologien
  • Ersatz des tatsächlichen Schadens und der Gewinne, die SerpApi durch unlawful conduct erzielt hat
JETZT LESEN  Ein wegweisendes Gerichtsurteil könnte die Regeln für Inhalte in sozialen Medien ändern

Zusätzlich fordert Google Anwaltsgebühren, Prozesskosten, Vorzugsschuldenzinsen und nachgelagerte Zinsen.

Der grössere Kontext: Die Scraping-Kriege

Diese Klage ist nicht isoliert zu betrachten. Sie ist Teil einer wachsenden Debatte über Web-Scraping, Datenlizenzierung und die Grenzen zwischen öffentlich zugänglichen Informationen und geschütztem geistigen Eigentum.

Infrastrukturelle Belastung: Laut der Wikimedia Foundation ist die Bandbreite für Multimedia-Downloads seit Januar 2024 um 50 Prozent gestiegen – angetrieben durch automatisierte Programme, die Bildkatalogisierungen für KI-Modelle scrapen. Traditionelle Abwehrmassnahmen wie robots.txt-Dateien haben sich als unzureichend erwiesen, da viele KI-Crawler diese ignorieren.

Ähnliche rechtliche Auseinandersetzungen: Andere Unternehmen haben bereits gegen Scraping-Firmen vorgegangen. Reddit verklagte Anthropic wegen des Scrapings von Daten trotz robots.txt-Blockierungen und argumentierte eine Verletzung der Nutzungsbedingungen sowie eine Bedrohung der Datemonetarisierungspläne des Unternehmens.

SerpApis Position

SerpApi hat sich zunächst zu den Vorwürfen geäussert und argumentiert, dass die von ihm gescrapten Informationen „dieselben Informationen sind, die jede Person in ihrem Browser sehen kann, ohne sich anzumelden“. Das Unternehmen positioniert sich als Verteidiger des Prinzips der Datenzugänglichkeit und behauptet, dass Suchergebnisse grundsätzlich öffentliche Daten sind.

SerpApi argumentiert weiterhin, dass seine Dienste kritische Infrastruktur für Entwickler darstellen, die Anwendungen im Bereich KI, Sicherheit und Produktivität entwickeln. Das Unternehmen wirft Google vor, mit der Klage Wettbewerb zu unterdrücken.

In früheren Auseinandersetzungen mit anderen Plattformen hat SerpApi sich auf First-Amendment-Rechte berufen und geltend gemacht, dass der Zugriff auf und die Erfassung öffentlicher Daten eine geschützte Aktivität darstellt. Legal analysieren deuten jedoch darauf hin, dass diese Verteidigungslinie gegen Googles spezifische DMCA-Vorwürfe möglicherweise weniger wirksam ist.

Implikationen für die Industrie

Diese Klage wirft grundlegende Fragen über die Balance zwischen Datenzugang und Datenschutz auf. Während Entwickler und KI-Unternehmen auf breiten Datenzugang angewiesen sind, argumentieren Inhaltsanbieter und Lizenzgeber, dass ihre Rechte und wirtschaftlichen Interessen geschützt werden müssen.

Das Verfahren wird voraussichtlich wichtige Präzedenzfälle setzen für die rechtliche Behandlung von Web-Scraping, die Interpretation des DMCA und die Grenzen technischer Schutzmassnahmen in der digitalen Ökonomie.

Teilen auf:

Facebook
Twitter
Pinterest
LinkedIn

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Thoka Network

Weitere Beiträge aus dem Themenbereich:

Nach oben scrollen